KünstlerInnen: Georg Bernsteiner, Fiona Crestani, Christoph Feichtinger, Peter Fritzenwallner, Bertram Hasenauer, Bernd Koller, Philip Patkowitsch, Karin Pliem, PRINZGAU/podgorschek, Anton Thuswaldner, Franto Andreas Uhl In Kooperation mit Kunst im Traklhaus, Salzburg, Dietgard Grimmer |
Kunsthalle Nexus, Saalfelden |
Eröffnung: 7. Februar 2019
Dauer: 8.2.–4.4.2019
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Saaltext (Auszug der Rede zur Eröffnung), Petra Noll-H.) |
Diese Ausstellung ist eine reduzierte Version der von Dietgard Grimmer in „Kunst im Traklhaus“ in Salzburg 2019 kuratierten gleichnamigen Ausstellung. Gemeinsam haben die 11 hier im Nexus ausstellenden KünstlerInnen ihre Herkunft. Sie sind hier geboren, aufgewachsen oder schon vor langem hierher gezogen. Einige leben und arbeiten (noch) hier, andere haben ihren Lebensmittelpunkt in Wien oder im Ausland. So sehr variieren die Zugehensweisen und Inhalte der KünstlerInnen, die in der Kunsthalle Nexus präsentiert werden, dass auf ein übergeordnetes Thema verzichtet wurde. Gezeigt werden Arbeiten in den Medien Grafik, Malerei, Objekt, Fotografie und Film und Performance. Georg Bernsteiner wurde 1969 in Piesendorf/Walchen geboren, wo er heute noch sein Atelier hat. Er hatte bereits eine Soloausstellung 2013 hier im Nexus, die Christoph Feichtinger kuratiert hat. Sein Hauptmedium ist die Zeichnung, die er nicht als Skizze, sondern als autonomes Ausdrucksmittel versteht. Sie erlaubt Unmittelbarkeit, Leichtigkeit und Reduziertheit. Bernsteiners Arbeit ist beeinflusst von Arnulf Rainer, bei dem er studiert hat. Er setzt in gestischer Weise amorphe Formgebilde, Linienknäuel, unscheinbare Alltagsdinge und Pflanzenteile in mehr oder weniger dichten kompositorischen Gefügen, oft bis fast zur Verdunkelung, wie hier bei dem Bild „Not yet dark“, auf die Fläche. Obwohl symbolhaft wirkend, bleibt die Interpretation der Arbeiten offen. Fiona Crestani wurde 1966 in Neuseeland geboren, lebte dann 15 Jahre in Maishofen und lebt nun seit noch nicht so langer Zeit in Saalfelden. Das neunteilige Schriftobjekt „Anton, who?“ wurde 2011 erstmals für die Ausstellung „Artist’ Choice“ im Kulturkreis Maishofen realisiert. Damals lag ein Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit dem Schaffen des bekannten expressionistischen Malers Anton Faistauer (*1887 in St. Martin bei Lofer). Er hielt sich auch lange in Maishofen auf. Crestani wollte die kulturell Interessierten mit ihrem Objekt dazu animieren, sich auch für zeitgenössische junge KünstlerInnen in der Region zu begeistern. Das Objekt, das später mit sich ausdehnendem rosa Füllschaum überzogen wurde, kann als feminine Reaktion auf den übermächtig rezipierten, 1930 in Wien verstorbenen männlichen Kollegen gelesen werden. Christoph Feichtinger, Maler und Zeichner, wurde 1947 in Saalfelden geboren und lebt seit 6 Jahren in Guntramsdorf bei Wien; er hat 2018 gemeinsam mit Andreas Uhl hier ausgestellt. Zu sehen ist ein Teil seiner zwischen 1994–2008 in der ganzen Welt entstandenen Werkgruppe „Ferrogramme“. Bei den hier gezeigten Arbeiten handelt es sich um SW-Unikatdrucke von gußeisernen Schachtabdeckungen auf handgeschöpftem Papier; ein Druck stammt aus Saalfelden. Seit fast 30 Jahren beschäftigt er sich mit pflanzlichen sowie mit vom Menschen gestalteten Ornamenten und Strukturen – universellen, archaischen Formen, die er in Bezug auf die hier gezeigten Arbeiten in urbanen Räumen erkundet hat. Hier sind es Motive aus Städten, wo die Kulturabteilung des Landes Auslandsateliers angeboten hat, wie etwa in Peking, Paris und New York – streng abstrakte Ornamente, aber mit Wirklichkeitsbezug. Peter Fritzenwallner wurde 1983 in Neukirchen am Großvenediger geboren und lebt in Wien. Der Künstler ist bekannt für seine performativ-skulpturalen Arbeiten mit oft sehr farbigen Objekten und Texten sowie humoristischen Handlungen. Am Eröffnungsabend hat er eine Performance mit dem Titel „Neospora Caninum (ein parasitischer Einzeller) – Die Grenzen unserer Körper (Porsche Design)“ aufgeführt. Geblieben davon sind die Requisiten. Die Performance war ein surreal-dadaistisches Bauerntheater mit Holzfiguren, in dem Bezug genommen wurde auf den Kunstsammler Ferdinand P. aus Zell am See. Miteinander konfrontiert wurden regional verwurzelte, in der Landschaft tätige Menschen, städtisches Kulturbürgertum und neo-reaktionäre Hipster-Aussteiger, verwickelt in Neid, Hass, Liebe und Vorurteile. Der Maler und Zeichner Bertram Hasenauer wurde 1970 in Saalfelden geboren und lebt in Berlin; 2006 hatte er eine Solo-Ausstellung im Nexus. Hasenauer hat dem Genre „Porträt“ etwas Eigen-ständiges gegeben. Auf seinen ganz neuen Bildern sind die dargestellten Menschen kaum erkennbar – entweder weil sie im gleichfarbigen, düsteren Hintergrund fast verschwinden oder weil sie durch Fragmentarisierung und farbliche Kontraste schwer auszumachen sind. Sie haben etwas Unwirkliches, Geheimnisvolles und befinden sich in einem undefinierbaren Raum. Erahnt man dennoch so etwas wie eine Körperform, wird man neugierig, begibt sich gleich auf Spurensuche. Auch das Rückenporträt von 2015 hat nichts Individuelles, verbirgt mehr als es öffnet. Bei Hasenauers Menschen handelt es sich nicht um Porträts realer Personen.Es geht um Sein und Schein, Wahrnehmung, Identität und den oft vergeblich bleibenden Versuch der Verortung im Heute. Bernd Koller, geb. 1971 in Fusch/Großglocknerstraße, ist Maler und Zeichner, er hat gemeinsam mit Georg Bernsteiner bei Arnulf Rainer an der Akademie Wien studiert. Koller lebt in Fusch und Wien. Er zeigt Aquarelle aus der Serie „Kashi Maze“, die während eines Atelierstipendiums in Indien im Jahr 2016 entstanden sind. Die farblich und formal sehr zarten, intimen, fast flüchtig wirkenden Arbeiten setzen Figuren, Dinge, Blüten und Tiere voller Symbolkraft isoliert und fokussiert in Szene – wie die den Indern heilige Kuh oder den Totenkopf, aber auch den alltäglich in Verwendung befindliche Aquarellkasten. In dem Bild „Hotel Ganga View“ finden sich viele Objekte der Serie wieder und gehen eine ungewöhnliche Kombination ein, ohne eine eindeutige Geschichte zu erzählen – eine poetische Reise in persönliche Erinnerungswelten. Philip Patkowitsch wurde 1981 in Zell am See geboren und lebt in NÖ und Wien. In seinen zweiteiligen grafischen Arbeiten beschäftigt er sich mit Alfred Kubin (1877 Böhmen–1959 Zwickledt) und Zell am See, einem gemeinsamen Kindheitsort. Seinen Bildern liegen nicht nur Motive, sondern auch stilistische Eigenarten Kubins – wie seine düster-symbolistische Bildsprache – zugrunde, die neu inter-pretiert oder farblich verfremdet wurden. Der Lohninghof/Zell a. See, der Zeller See oder das Schloss Saalhof in Maishofen kommen vor. Das (3.) Bild „o.T. (grave)“ besteht aus 15 Tuschezeichnungen vom Schloss Saalhof und einem kleinen Siebdruck, der ein Grab mit dem Namen Kubin darstellt; Kubin hatte den Abschluss einer Grafikmappe damit gestaltet. Das Bild „o.T (bluemoon)“ zeigt ein Porträt Kubins und eine kleine Zeichnung mit dem für Kubin charakteristischen karierten Sakko. Das rechte Bild bezieht sich auf die Grafikmappe „Wilde Tiere“ von Kubin. Karin Pliem, geb. 1963 in Zell am See und in Wien lebend, zeigt einen Animationskurzfilm und zwei Bilder, die einerseits sinnlich, andererseits inhaltlich voller kunstgeschichtlicher, literarischer und naturwissenschaftlicher Bezüge sind. Es geht darum, das Verhältnis zwischen Natur und Kultur auszuloten. Dem Film, dessen Musik von Klemens Pliem und Armin Pokorn stammt, liegen Bilder der Künstlerin zugrunde, in denen sie aus der Verbindung von Natur, Technik und Kultur sozusagen neue Lebens- und Kulturformen kreiert. Auf die Skizze für ein Ölbild, die den Säulengang von Monreale zeigt – eine kulturell weitschichtig beeeinflusste Architektur – werden Organismen, die aus etwa 20 gemalten Bildern „herausgeschnitten“ wurden sowie andere Lebewesen, Artefakte und u.a. Bilder von Grenzsituationen eingespielt. Der Einschlag einer Rakete scheint alles zu beenden, aber es bilden sich schon bald neue Organismen. Brigitte PRINZGAU, Teil des in Wien lebenden Künstlerpaares PRINZGAU/podgorschek, wurde 1955 in Linz geboren und hat ihre Kindheit in Neukirchen verbracht. Wolfgang Podgorschek wurde 1943 in Slowenien geboren. Gezeigt wird eine Fotocollageserie mit Pflanzenstillleben, die auf Brigitte Prinzgaus gärtnerischem Tun in Erinnerung an ihre Kindheit und den Garten ihrer Oma in Neukirchen beruhen. Im PRINZ ihres Namens verbirgt sich der Pinz: Der schwierige Abstieg vom Hochgebirge erlaubt nur das nötigste Gebäck, einige Aufnahmen, ein bisschen Tracht, ein paar Samen. In den Höhen der Wiener Stadtluft wurden die Samen ausgesäht, der Garten der Kindheit ins Neue gestreut, die Wurzeln weiterentwickelt – eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Ihre Oma hat ihren Garten nie verlassen – ein Aquarell von ihr in Pinzgauer Tracht ergänzt die Präsentation. Anton Thuswaldner wurde 1929 in Klagenfurt geboren. Er lebt in Kaprun, wo er, allseits bekannt, in erster Linie als Bildhauer, aber auch als Maler tätig ist. Von ihm werden hier aber keine Bildhauerarbeiten, sondern SW-Fotos seiner aufsehenerregenden, medial stark begleiteten Aktion zum Mozartjahr in Salzburg 1991 gezeigt. Er verdeckte als Protest gegen die zügellose Vermarktung von Mozart dessen Denkmal von unten bis oben mit 700 Einkäufswägen. Eine Aktion, die noch heute von hoher Aktualität ist, denkt man neben Salzburg/ Mozart doch auch an vermarktete Städte wie Hallstadt, Venedig u.v.m. Desweiteren ist ein Teil seiner sogenannten „Tagesblätter“, Acryl lasiert auf Papier, vom 26. Mai 2019, dem Tag der Europawahl, ausgestellt. Der Maler und Zeichner Franto Andreas Uhl wurde 1957 in Wien geboren, er lebt und arbeitet seit den 1980er-Jahren in Piesendorf und hatte die bereits erwähnte Ausstellung mit Christoph Feichinger 2018 im Nexus. Thema seiner Malerei ist der Mensch – gerne als Selbstporträt und mit Fokus auf die Darstellung des Kopfes, wovon hier zwei Beispiele von 2016/17 zeugen. Ein expressiver, abstrahierend-figurativer Stil, ein dadaistischer Z-gang, die Reduktion auf das Wesentliche und dominante Farbakzente prägen seine Arbeit. Von der eigenen Betroffenheit und den Möglichkeiten, die Kunst leisten kann, ausgehend, setzt er sich mit der Existenz und dem menschlichen Miteinander auseinander, stellt Fragen nach der Identität und analysiert innere Zustände und Emotionen wie Wut, Angst, Schmerz, Scheitern, aber auch Glück.
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Bildunterschriften |
linke Spalte: 01 Ausstellungsansicht, hinten: Bertram Hasenauer, von links nach rechts: Ohne Titel, 2018, Acryl und Silberstift auf Leinwand, 50 x 40 cm; Untitled, 2019, Acryl und Silberstift auf Leinwand, 100 x 70 cm, Privatsammlung Bayern; Untitled, 2019, Acryl und Silberstift auf Leinwand, 100 x 70 cm; All instant things are fading, 2015, Acryl auf Holz, 77 x 53 cm. – rechts: Requistien der Performance von Peter Fritzenwallner 02 Peter Fritzenwallner bei seiner Performance am Eröffnungsabend, Neospora Caninum. Die Grenzen unserer Körper (Porsche Design); rechts: Franto Andreas Uhl, Olles Leiwand auf der Leinwand, 2016, Öl auf Leinwand, 118 x 86 cm 03 Ausstellungsansicht, links: Christoph Feichtinger, Unikatdrucke von Schachtabdeckungen auf Kitakaya-Papier, 1994–2000, je 44,5 x 26,5 cm. – rechts: Philip Patkowitsch, von links nacht rechts: o.T. (sculls), Tusche auf Papier; o.T. (dwarfs), Tusche u. Siebdruck auf Papier; o.T. (grave), Tusche und Siebdruck auf Papier; o.T. (bluemoon), Tusche und Grafit auf Papier; o.T. (wildetierefremdefedern), Tusche auf Papier je: 2019, zweiteilig, 111 x 95 cm 04 Ausstellungsansicht Galerie: rechts: Fiona Crestani, Anton, who?, 2019, neunteilig, Füllschaum, Farbe, 120 x 60 x 115 cm. – vorne: Anton Thuswaldner, Mozartdenkmal, 1991, SW-Fotografien, je 65 x 50 cm, Fotos: Franz Neumayr 05: Ausstellungsansicht, Georg Bernsteiner, li.: Ohne Titel, 2004, Mischtechnik auf Papier, 90 x 126 cm; re.: Not Dark Yet, 2004, Mischtechnik auf Papier, 90 x 126 cm rechte Spalte: 06 Ausstellungsansicht, Requisiten der Performance von Peter Fritzenwallner, Holz, Dispersion, Schrauben, Dokumentationsvideo 07 Ausstellulngsansicht, PRINZGAU/podgorschek, Imponderabilie, 2018–2019, Fotocollagen; re.: Porträt der Großmutter, 2019, Aquarell 08 Ausstellungsansicht, Bertram Hasenauer, Titel: siehe 01 09 Ausstellungsansicht, Bernd Koller, aus der Serie: Kashi Maze, neunteilig, 2016, Aquarelle auf Papier, je 28 x 38 cm; re.: Hotel Ganga View, 2016, Aquarell auf Papier, 56 x 76 cm 10 Ausstellungsansicht, Karin Pliem, li.: Natura morta vivente, 2015, Öl auf Leinwand, 130 x 150 cm; re.: Madonna nera in Rotonda con ciclamini e testuggine, 2019, Öl auf Leinwand, 130 x 150 cm 11 Ausstellungsansicht Galerie, Karin Pliem, L'infinito della natura, Still aus: Animationskurzfilm, 2018, 8‘05‘‘. Musik: Klemens Pliem, Armin Pokorn |